Samstag, 23. Juli 2011

Sponsoren der Power-Boot-Rennen missachten freiwillige Vereinbarung zum Schutz der Wismarbucht

Lärmendes Spektakel - BUND fordert Verbot der Power-Boot-Rennen in der Wismarbucht vor Boltenhagen

Die Wismarbucht ist eines der bedeutendsten europäischen Schutzgebiete für bedrohte Vögel und Säugetiere an der Ostsee und vom Land Mecklenburg-Vorpommern als solches an die Europäische Kommission gemeldet und dort bestätigt worden. Vor sechs Jahren haben sich Nutzer der Wismarbucht mit der Umweltverwaltung des Landes auf eine freiwillige Vereinbarung verständigt, mit der sie sich verpflichten, das wertvolle Meeresgebiet schonend zu behandeln und damit dessen Naturschutz- und Erholungswert langfristig zu sichern

Aus Anlass des für Ende Juli (29.-31.7.2011) geplanten Power-Boot-Rennens („Poker-Run Weiße Wieck Boltenhagen“) in der Wismarbucht vor Boltenhagen hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, bei Veranstaltern, Sponsoren und Genehmigungsbehörde, dem Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck, gegen die Durchführung der Veranstaltung protestiert und ein generelles Verbot derartiger Rennen in der Wismarbucht gefordert.

Arndt Müller, Naturschutzexperte des BUND, äußert sich wie folgt:
„Einzelne Veranstalter und Sponsoren irren sich, wenn sie glauben, dass die hiesigen Küstengewässer eine Rennstrecke für adrenalinhungrige Geschwindigkeitsfanatiker sind. Power-Boot-Rennen verlärmen die Meeresumwelt, beunruhigen und vertreiben hochgradig geschützte Meerestiere, wie Schweinswale, Seehunde und Kegelrobben. Diese Auswüchse der Spaßgesellschaft führen auf schnellstem Wege dazu, dass der Ruf der Wismarbucht als Urlaubsort für Naturfreunde ruiniert wird. Die Vereinbarung zwischen Wassersportlern, Anglern und Umweltbehörden zum Schutz der Wismarbucht wird damit zur Makulatur.“

Gegenüber dem Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck reklamiert der BUND, dass die Verträglichkeit des Bootsrennens mit den Naturschutzzielen des Gebietes nicht ausreichend untersucht wurde. Damit hat sich die Behörde über Naturschutzrecht hinweggesetzt. Auch sind die Umweltbehörden und Naturschutzverbände nicht umfassend angehört worden.
Besonders unverständlich ist aus Sicht des BUND, dass sich die TUI AG - Betreiberin des Hotelkomplexes "Weiße Wiek" Boltenhagen - als Hauptsponsor der umweltschädigenden Veranstaltung betätigt. Mit einer eigenen Abteilung "Umweltmanagement" versucht der Konzern das Bild eines Konzerns zu vermitteln, der sich für Klimaschutz und Erhalt der Biodiversität einsetzt. So heißt es auf der Internetseite der TUI AG: "Unsere strategische Zielsetzung ist nicht die kurzfristige Vermarktung von Schutzgebieten, sondern die langfristige dauerhafte InWertsetzung von biologischer Vielfalt als das Natur-Kapitalvermögen von Urlaubsregionen, um damit die natürlichen Grundlagen des Tourismus zu erhalten." Nach Auffassung des BUND wirken Power-Boot-Rennen in der Wismarbucht dieser Zielstellung eindeutig entgegen.

Jan Barkowski, Meeresschutzexperte und Mitarbeiter im BUND-Projekt „Das Grüne Band an der Ostsee“:

„Der BUND fordert seit langem die Einstellung von Power-Boot-Rennen auf der Ostsee. Besonders in den NATURA-2000 Schutzgebieten dürfen solche Veranstaltungen nicht stattfinden. Im Fall der Wismarbucht kommt es zur Gefährdung vieler Vogelarten, die sich derzeit in der Mauser befinden und somit flugunfähig sind. Die Bundes- und Landespolitik muss hier ganz klare Grenzen setzen.“

Hintergrund:

Nach den Veranstaltungen in den Jahren 2009 und 2010 soll nun zum dritten Mal eine Power-Boot-Rennveranstaltung auf den Küstengewässern vor Boltenhagen stattfinden. Im Rahmenprogramm sind ebenfalls Hubschrauberrundflüge geplant. Veranstalter sind unter anderem Unternehmen, wie die „Offshore Performance Ibiza“ mit Sitz auf der größtenteils auf Massentourismus ausgerichteten spanischen Insel. Diese Unternehmen wollen nach eigenen Aussagen „die Boatshow in Boltenhagen zu einer festen Institution für alle machen, die das Interesse für die schnellen Boote teilen.“ Hauptsponsor der Power-Boot-Rennen auf der Wismarbucht ist die TUI AG, die vor Ort mehrere Hotels betreibt. Das weltweit agierende Reiseunternehmen wirbt für sich mit einer eigenen Abteilung "Umweltmanagement", die sich für Klimaschutz und Erhalt der biologischen Vielfalt engagieren will: http://www.tui-group.com/de/nachhaltigkeit/umweltmanagement


Auch in diesem Jahr sollen rund 11 Meter lange Boote mit einer Leistung von bis zu 2000 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h an den Start gehen. Dabei reden die Veranstalter gern, um die Konflikte mit der Meeresumwelt zu verharmlosen, bei den so genannten „Poker-Runs“ von Geschicklichkeitsrennen, bei denen es nicht laut zugehe. Ihre eigenen Veranstaltungsberichte und Werbungen sind jedoch gezielt auf das Erleben von PS-starken Motoren und Hochgeschwindigkeit ausgerichtet. Da heißt es „100 Meilen Adrenalin“ oder „unvergesslichen 100mph Geschwindigkeitsrausch“, nachzulesen unter http://www.pokerrun-boltenhagen.de/

Quelle: BUND SN

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